Im Jahr 301 erklärte der armenische König Trdat III. das Christentum zur Staatsreligion – damit sind die Armenier das älteste christliche Volk der Welt. Weil sie sich auf die Apostel Thaddäus und Bartolomäus beruft, nennt sich die armenische Kirche apostolisch, offiziell: «Heilige, Apostolische, Orthodoxe Kirche Armeniens». Spirituelles Zentrum der armenischen Kirche ist das Städtchen Etschmiadsin nahe Jerewan. Hier befindet sich der Sitz des «Katholikos Aller Armenier», wie das Kirchenoberhaupt offiziell heisst. Zur armenischen Kirche gehören ausserdem das Katholikat von Kilikien sowie die Patriarchate von Jerusalem und Konstantinopel. In der Diaspora gibt es zahlreiche Diözesen. In der Schweiz gibt es eine Kirchgemeinde in der Deutschschweiz sowie seit 1969 im Genfer Vorort Troinex die Kirche Sourp Hagop (Heiliger Jakob).
Kreuzkuppelkirchen und Kreuzsteine
Das Christentum hatte Auswirkungen auf die Kirchenkunst und die Architektur der Region: Noch heute finden sich in der Türkei sowie in der Republik Armenien die typisch armenischen Kreuzkuppelkirchen. In Türkei sind sie jedoch oft dem Zerfall überlassen. Gerettet werden konnte die Kirche auf der Insel Aghtamar im Vansee, in der 2010 erstmals wieder ein Gottesdienst stattfand. Seit jeher wichtige Symbole armenischer Religiosität sind kunstvoll gehauene und verzierte Kreuzsteine (armenisch: Chatschkar), die die Kulturlandschaft armenischer Siedlungsgebiete bis heute prägen.
Armenische Schrift
Hundert Jahre nach der Anerkennung des Christentums als Staatsreligion lieferte der armenische Mönch Mesrop Maschtoz den entscheidenden Beitrag, der den christlichen Glauben im armenischen Volk verankerte. Er ersetzte die vorher gebräuchlichen iranischen und griechischen Alphabete durch ein armenisches, das heute 38 Buchstaben umfasst. 433 lag die erste Bibelübersetzung ins Armenische vor. Die eigene Schrift war die Basis dafür, dass das Christentum zum einflussreichen kulturellen Impuls für die armenische Identität wurde.